· 

Wildlife Fotografie mit der Nikon D850

Im August des letzten Jahres hat Nikon mit der Ankündigung der neuen D850 einen wahren Hype ausgelöst. Mittlerweile habe ich die Kamera seit gut drei Monaten im Einsatz und konnte sie ausgiebig in der Wildlife Fotografie testen. Meine Erfahrungen in der Praxis inklusive Bildern könnt ihr im folgenden Bericht nachlesen.

Trotz großer Lieferschwierigkeiten konnte Nikon mittlerweile praktisch alle Vorbestellungen ausliefern. Mein Exemplar erreichte mich nach einer etwas längeren Wartezeit am Ende des Vorjahres. Pünktlich zum Neujahr konnte ich somit gleich mit einer brandneuen D850 durchstarten.

 

Eines vorweg: Dieser Bericht gibt meine subjektiven Empfindungen und Praxiserfahrungen mit dieser Kamera in der „wahren Welt“ wieder und ist nicht unter Laborbedingungen zustande gekommen.

Folgende Objektive wurden dabei von mir verwendet:

Nikon AF-S Micro 60mm 2.8G ED

Nikon AF-P 70-300mm 4.5-5.6E ED VR

Nikon AF-S 400mm 2.8E FL ED VR mit Nikon TC-20 III und Nikon TC-17 II 

Die Eckdaten

Sensor: Vollformat (Nikon FX) mit 45,7 Megapixel

Kein integrierter Blitz, dafür aber ein vergrößerter Sucher (0,75x Vergrößerung)

Akku: EN-EL15a, mit Batteriegriff (MB-D18) auch EN-EL18b nutzbar.

Serienbildgeschwindigkeit: 7 Bilder/Sek, mit Batteriegriff (MB-D18) und EN-EL18(b) 9 Bilder/Sek

Speicherkarten: 1x SD, 1x XQD

Erste Eindrücke

Meine ersten Motive mit der D850 konnte ich Anfang Jänner an meinem Winteransitz fotografieren. Diverse Singvögel ließen sich dabei ablichten und ermöglichten es mir, den knapp 46 Megapixel großen Sensor erstmals zu testen. Im Vergleich zu meiner Nikon D750 ist alleine schon beim Gehäuse ein riesiger Unterschied erkennbar. Nicht nur die Tastenbelegung gefällt mir besser (besonders die Platzierung der ISO-Taste), sondern auch ihre Robustheit. Dadurch dass die 850er etwas an Größe dazugewonnen hat, ist sie auch wesentlich griffiger und besser anzugreifen.

 

Man kann mit der Nikon D850 wirklich unglaublich scharfe und detailreiche Fotos machen. Doch schon nach dem ersten Einsatz muss ich trotz all dem Lob auch sagen, dass sie eine richtige „Zicke“ sein kann. Unsauberes Arbeiten und leicht „verrutschte“ Fokuspunkte bestraft die Gute sofort mit schwammigen Resultaten. Vor allem bei der Arbeit mit längeren Brennweiten muss man dies bedenken.

Beispielbild inkl. 100% Crop mit Nikon D850 + Nikon AF-S Micro 60mm 2.8G ED:

f/16 - 2 sek - ISO 31 - 60mm - Stativ

Beispielbild inkl. 100% Crop mit Nikon D850 + Nikon AF-P 70-300mm 4.5-5.6E ED VR:

f/9 - 1/10 sek - ISO 500 - 300mm - Stativ

Die Auflösung

Mit den knapp 46 Megapixel hat Nikon die ohnehin schon hohe Auflösung der D810 (36,3 MP) nochmals um ein gutes Stück erhöht und damit ein klares Statement an die Konkurrenz abgegeben. Die Auflösung ist einfach gewaltig und bietet gerade in der Wildlife Fotografie viele neue Möglichkeiten beim Beschneiden. 

 

Zum Vergleich eine kleine Gegenüberstellung der Auflösung zwischen D850, D810, D750 und D500:

Nikon D850: 8256x5504 (45,7 Megapixel)

Nikon D810: 7360x4912 (36,3 Megapixel)

Nikon D750: 6016x4016 (24,3 Megapixel)

Nikon D500: 5568x3128 (20,9 Megapixel)

Beispielbild inkl. 100% Crop mit Nikon D850 + Nikon AF-S 400mm 2.8E FL ED VR:

f/5,6 - 1/800 sek - ISO 1600 - 400mm - freihand

Rauschen und Dynamikumfang

Da ich in der Wildlife Fotografie sehr häufig mit höherer ISO arbeite, beziehen sich die folgenden Vergleiche auf den ISO Bereich zwischen 800 und 3200 (im RAW).

Von der Pixeldichte her ist die D850 mit der D500 zu vergleichen. Ähnlich verhält es sich auch mit dem Rauschverhalten. Wobei man aber bedenken muss, dass man mittels „Downsampling“ (nachträgliches Verkleinern des Bildes in der EBV) noch einiges aus der D850 herausholen kann. 

Auch wenn der Vergleich ein bisschen hinkt, ist mein subjektives Empfinden, dass die auf 24,3 Megapixel runtergerechneten D850 Fotos, jenen der D750 ziemlich ähnlich sind. Wobei ich beim Bildrauschen der D750 minimale Vorteile einräume (bei knapp halb so großer Auflösung auch kein Wunder).

In Punkto Schärfe und Details hat aber die D850 die Nase vorne (was auch nicht überrascht, da die D850 keinen Tiefpassfilter mehr eingebaut hat und die hohe Auflösung das Mehr an Details erklärt).

 

Grundsätzlich finde ich den Sensor, rein auf das Rauschverhalten reduziert, sehr ordentlich und für die Wildlife Fotografie mehr als brauchbar. Es muss aber auch klar sein, dass ein knapp 46 Megapixel großer Sensor nicht 1:1 mit einem 24 oder gar 20 Megapixel großen Sensor verglichen werden kann. Dafür hat man aber beim „Croppen" sehr viele Möglichkeiten.

In Bezug auf den Dynamikumfang war und ist die Nikon D750 eine der besten Nikons die es bisher zu kaufen gab (D810 habe ich nie gehabt, deshalb ist für mich ein Vergleich in diesem Punkt nicht möglich).

Die D850 reiht sich nahtlos auf diesem Niveau ein. Selbst bei höherer ISO darf man sich noch über einen großen Umfang freuen.

Zum Vergleich: Beim Dynamikumfang hat mir die Performence der D500 leider nie richtig gefallen. Um ehrlich zu sein war das u.A. auch ein Grund warum ich diese Kamera relativ bald wieder verkauft habe. Spätestens nach der Veröffentlichung der D850 gibt es für mich -mit Ausnahme des Preisunterschieds- keinen triftigen Grund mehr eine D500 zu verwenden. 

Beispielbild inkl. 100% Crop mit Nikon D850 + Nikon AF-S 400mm 2.8E FL ED VR + Nikon TC-17 II:

f/5,6 - 1/400 sek - ISO 2500 - 650mm - Stativ

Autofokus, Serienbilder und Telekonverter

Anfang Februar konnte ich dann auch erstmals die 850er mit in die Highlands nehmen und den Autofokus seiner Feuertaufe unterziehen.

 

Der AF arbeitet selbst mit Telekonvertern richtig gut und packt entschlossen zu. Hier ist gegenüber der D750 ein merklicher Unterschied erkennbar. Ich würde den AF in etwa auf dem Niveau der D500 einstufen. 

Die aktuellsten Telekonverter der 3. Generation (TC-20 III) schaffen es auch die hohe Auflösung der D850 gut auf die Bilder zu bahnen. Die CAs (chromatische Aberration) halten sich dabei in Grenzen. Bei der 2. Generation (TC-17 II) treten eindeutig CAs auf. Diese können aber in Lightroom mit Leichtigkeit entfernt werden. Wie immer beim Einsatz von Telekonvertern leidet die Geschwindigkeit des Autofokus. Doch selbst mit dem 2fachen Konverter kommt die D850 noch ordentlich zurecht.

 

Man möchte es kaum glauben, aber mit der Möglichkeit die Serienbildgeschwindigkeit auf 9 Bilder/Sek zu erhöhen ist die Nikon D850 auch eine richtig gute Actionkamera. Mit dem Setup D850 + 400mm 2.8 + TK 1.7 II waren die schnellen Bewegungen von boxenden Schneehasen kein Problem für diese Kombi. Der Autofokus fand schnell den Fokuspunkt und ließ nicht mehr davon ab. Im Durchschnitt waren 8/10 Aufnahmen auf dem Punkt scharf.

 

Um die 9 Bilder/Sek zu erreichen wird neben dem Batteriegriff Nikon MB-D18 noch der Akku Nikon EN-EL18b sowie der Akkufachdeckel Nikon BL-5 benötigt. Darüber hinaus braucht man auch noch zusätzlich das Ladegerät Nikon MH-26a um den EN-EL18b laden zu können.

In Summe sind das nochmals rund 1000€ die zum Kaufpreis der Kamera (UVP: 3799€) hinzukommen.

Beispielbild inkl. 100% Crop mit Nikon D850 + Nikon AF-S 400mm 2.8E FL ED VR + Nikon TC-20 III:

f/9 - 1/125 sek - ISO 1600 - 800mm - Stativ

Mein abschließendes Fazit

Die viel zitierte „eierlegende Wollmilchsau“ gab es bisher nie und auch die Nikon D850 ist es nicht. Doch ich finde, dass sie dieser Bezeichnung beim heutigen Stand der Technik sehr nahe kommt. Es wurden meiner Meinung nach die Schwächen der Vorgängerin gut analysiert und sehr konsequent verbessert. Zugleich hat man auch nicht auf ihre Stärken vergessen und diese ebenfalls weiterentwickelt.

 

Wenn ich eine Bewertung für die D850 abgeben müsste, würde ich ihr 4,5 von 5 möglichen Punkten geben. 

Meine Empfehlungen bei der Verwendung der D850

1) Lieber mit Stativ oder Bildstabilisator

Sauberes Arbeiten und präzises Setzen des Fokuspunktes sind mit der hohen Pixelzahl noch viel wichtiger geworden. Daher ist besonders beim Fotografieren mit größeren Brennweiten ein Stativ wärmstens zu empfehlen. Bei der Freihandfotografie sollte bei längeren Verschlusszeiten lieber der Bildstabilisator des Objektivs eingeschaltet sein.

Die früher oft angewandte Regel bei der Fotografie ohne Stativ „Brennweite = Verschlusszeit“  kann man bei der D850 vergessen. 

Um nicht Gefahr zu laufen unscharfe Bilder zu produzieren empfehle ich zumindest 2-3 Drittelstufen draufpacken. D.h. bei 400mm Brennweite auf jeden Fall eine Verschlusszeit von 1/640 sek oder besser noch 1/800 sek (bei Möglichkeit auch noch kürzer).

Darunter sollte auf jeden Fall der Bildstabilisator auf „ON“ gestellt sein. Die Stabilisatoren der neuesten Generation sind mittlerweile imstande wahre Wunder zu bewirken.

 

2) Rauschen durch richtige Belichtung reduzieren

Im Bezug auf das Bildrauschen empfehle ich lieber zu hell als zu dunkel zu belichten. Wenn man die Belichtung so wählt, dass man später bei der Entwicklung in Lightroom den Belichtungsregler ein bisschen in den Minusbereich schieben muss, wirkt dies dem Rauschen entgegen und die fertig bearbeiteten Bilder sind rauschärmer. Ein Trick der natürlich auch bei jeder anderen Kamera funktioniert. 

Weitere Beispielbilder inkl. 100% Crops:

f/4 - 1/1600 sek - ISO 500 - 400mm - freihand - Nikon AF-S 400mm 2.8E FL ED VR

f/7,1 - 1/640 sek - ISO 2000 - 650mm - Stativ - Nikon AF-S 400mm 2.8E FL ED VR + Nikon TC-17 II

f/6,3 - 1/1600 sek - ISO 1250 - 650mm - Stativ - Nikon AF-S 400mm 2.8E FL ED VR + Nikon TC-17 II

f/7,1 - 1/800 sek - ISO 1000 - 650mm - Stativ - Nikon AF-S 400mm 2.8E FL ED VR + Nikon TC-17 II

f/7,1 - 1/800 sek - ISO 1000 - 650mm - Stativ - Nikon AF-S 400mm 2.8E FL ED VR + Nikon TC-17 II

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Michael Seiler (Freitag, 06 April 2018 16:50)

    Ich habe D850 und D500 im Einsatz. Die Unterschiede im Dynamikumfang sind für mich kaum wahrnehmbar. Das Rauschverhalten ist bei der D850 aus meiner Sicht eher schlechter als bei der D500. Über ISO3600 verwende ich sie nur ungern.
    Die D500 hat den Vorteil, dass sie bei Serienaufnahmen nicht durch den Buffer limitiert wird und somit auch lange Sequenzen gelingen. Bei der D850 ist nach rund drei Sekunden Schluß. Ferner erreicht die D500 auch schon ohne Handgriff 10 Bilder pro Sekunde, damit kann man sich gegenüber der D850 Gewicht sparen, was bei längeren Wanderungen spürbar wird. So haben beide Kameras ihre Berechtigung :-)

  • #2

    Christoph Ruisz (Sonntag, 08 April 2018 07:18)

    Hallo Michael,
    vielen Dank für deinen Kommentar :-)
    Bei den Unterschieden in Punkto Dynamikumfang handelt es sich natürlich nicht um Welten. Ich stimme dir zu, dass es ohne direkten Vergleich schwer zu erkennen ist. Für mich wurde es nach der Gegenüberstellung noch deutlicher und ausreichend genug, um mit gutem Gewissen die D500 zu ersetzen (aber erst nachdem sich abzeichnete was die D850 zu leisten im Stande sein würde).

    Aus meiner Sicht hat die D850 beim Rauschen spätestens mit Downsampling Vorteile gegenüber der D500. Wobei aber zu dunkles Belichten beim anschließenden Entwickeln stark mit Bildrauschen bestraft wird (wie auch bei der D500). Grundsätzlich gehe auch ich mit allen meinen Kameras nur im äußersten Notfall über ISO 3200/4000.

    Die D500 hat durch die kleinere Bildgröße mehr Freiraum beim Puffer, das stimmt. Um ehrlich zu sein hatte ich aber noch nie das Problem, dass die Puffergröße bei der D850 nicht ausreicht (selbst in Australien bei längeren Känguruserien nicht). Das kann aber sehr wohl von Fotograf zu Fotograf durch unterschiedliche Arbeitsweisen variieren. Was aber auf jeden Fall wichtig ist, sind leistungsfähige XQD-Speicherkarten. Die können im Notfall Gold wert sein.

    Beim Batteriegriff und das dadurch ersparte Gewicht (ca. 300-400g ?) hast du recht. Das ist ein legitimer Punkt und muss jeder für sich abwiegen.
    Falls das in meinem Bericht falsch rübergekommen ist:
    Die D500 ist natürlich eine tolle Kamera mit der sich Nikon -meiner Meinung nach- deutlich von Canon (EOS 7D Mk II) abgesetzt hat. Und selbst mit der D850 hat sie ihre Existenzberechtigung, nur für mich ist sie seit der D850 nicht mehr notwendig ;-)

    Ich wünsche dir noch einen schönen Sonntag und

    liebe Grüße
    Christoph